Abhängigkeit Baden-Württembergs von internationalen konjunkturellen Entwicklungen und die Rolle ausgewählter Transmissionskanäle

Die weltweite Wirtschaftskrise des Jahres 2009 hat Baden-Württemberg einmal mehr vor Augen geführt, wie stark die hiesige Wirtschaft von der internationalen Konjunktur abhängig ist. Die Frage, über welche Transmissionskanäle die Auslandskonjunktur auf die baden-würt­­- tembergische Wirtschaft einwirkt, war Gegenstand einer vom IAW durchgeführten Studie. Dabei zeigte sich, dass zumindest ein Großteil der Konjunktur­übertragung auf Baden-Württemberg über den traditionellen Außenhandelskanal erfolgt, während für die in der „modernen“ Wirtschaftstheorie diskutierte Transmission via Aktienmarktkanal und Stimmungsimpulse keine empirische Evidenz gefunden werden konnte.

Die IAW-Untersuchung belegt die starke transmissionsbezogene Relevanz des Außenhandelskanals. So führen gesamtwirtschaftliche Schwankungen in den Hauptabnehmerländern der baden-würt­- tembergischen Exportwirtschaft in den weit überwiegenden Fällen zu gleichgerichteten Änderungen bei den hiesigen Ausfuhren. Die Übertragungsintensität wird dabei von der hohen baden-württembergischen Exportquote begünstigt. Zudem zeigt sich eine gegenüber vor zehn Jahren beschleunigte Konjunkturübertragung, was die Frage nach der Existenz weiterer bzw. dem Hinzukommen schnellerer Übertragungskanäle aufwirft.

Als Möglichkeit kommt zunächst der Aktienmarktkanal in Frage. Mit Blick auf die USA wurde geprüft, ob es zu einer Übertragung der dortigen Konjunkturschwankungen über den amerikanischen Aktienmarkt auf die baden-württembergische Börse und schließlich auf das hiesige Bruttoinlandsprodukt kommt. Zwar konnte die IAW-Untersuchung einen Einfluss der Kursentwicklung des amerikanischen Dow Jones auf den baden-württembergischen BMX-15 Börsenindex nachweisen, der seinerseits der baden-württembergischen Konjunkturentwicklung zeitlich vorausläuft. Eine Übertragung konjunktureller Impulse über die Wertpapierkanäle erfolgt trotzdem nicht, da die US-Konjunktur keinen messbaren Einfluss auf die dortigen Aktienmärkte hat. Insofern ist die Übertragungskette des Aktienmarktkanals unvollständig. Die Aussage steht nur in scheinbarem Widerspruch zu Studien, welche die Existenz eines Aktienmarktkanals bejahen, da diese oftmals nicht sämtliche Teile einer solchen Transmis­sionskette prüfen, die streng genommen beim ausländischen Bruttoinlandsprodukt beginnt und bei ihrem inländischen Gegenpart endet – und im vorliegenden Fall als dazwischen liegende Kettenglieder den ausländischen und den inländischen Aktienmarkt hat.

Eine nicht vollständig nachweisbare Wirkungskette zeigt sich auch für den so genannten Stimmungskanal, wobei auch hier speziell auf eine mögliche Konjunkturübertragung aus den USA abgestellt wurde. Als „Flaschenhals“ wird dabei bereits derjenige Teil des Transmissionskanals identifiziert, bei dem es um die Übertragung der US-Konjunkturentwicklung auf die amerikanischen Indizes für Produzenten- bzw. Konsumentenstimmung geht, die in den betreffenden Analysen de facto aber nicht nachweisbar war. Dagegen konnte im Bereich der nächsten Schnittstelle ein zeitlicher Vorlauf des „Purchasing Manager Index“ (USA) vor dem baden-württembergischen ifo Geschäftsklima-Index aufgezeigt werden, so dass eine trans­atlantische Stimmungsübertragung in Richtung Baden-Württemberg gegeben ist, was allerdings nur für die Produzenten-, nicht aber für die Konsumentenstimmung gilt. Die baden-württembergischen Geschäftsklima-Indikatoren haben zudem einen zeitlichen Vorlauf vor gleichgerichteten Änderungen beim hiesigen Bruttoinlandsprodukt, woraus allerdings noch nicht auf eine echte Wirkungsübertragung geschlossen werden kann. So könnte in diesem Zusammenhang auch nur ein bloßer Antizipationseffekt vorliegen, was bedeutet, dass die im baden-württembergischen Geschäftsklima-Index verdichteten Produzentenstimmungen die hiesige Konjunkturänderung antizipieren.

Die Studie ist als [IAW Policy Report Nr. 7] erschienen.

Auftraggeber:

  • Auftraggeber: Eigenprojekt des IAW (gefördert vom Wirtschaftsministerium aus Mitteln der Landesstiftung Baden-Württemberg)

Projektteam:

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christian Arndt ( // E-Mail )

Status:

2009 - 2011