Handelbare Tätigkeiten – Internationalisierungspotenziale und Auswirkungen auf Lohnstrukturen und Beschäftigungsformen

Neuere handelstheoretische Modelle zerlegen die zur Leistungserstellung erforderlichen Aktivitäten in eine kontinuierliche Kette einzelner Wertschöpfungsbeiträge, die in unterschiedlicher Weise international handelbar sind („Trade in Tasks“). Daraus ergeben sich differenzierte Implikationen für den Arbeitsmarkt, die das traditionelle Erklärungspotenzial für hoch und niedrig qualifizierte Beschäftigung ergänzen.

In diesem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Vorhaben wurde zunächst eine Operationalisierung der internationalen Handelbarkeit von Tätigkeiten auf der Ebene einzelner Berufe sowie getrennt nach Branchen vorgenommen. Basierend darauf wurde das Internationalisierungspotenzial für Betriebe und Branchen beschrieben (Modul 1). Mit Hilfe einer Hauptkomponentenanalyse wurde zunächst festgestellt, welchen Beitrag die genannten Eigenschaften wie zum Beispiel die Bindung an einen bestimmten Ort (wie bei Wachleuten oder Restaurantpersonal), Interaktivität (wie bei Lehrern) oder länderspezifisches Wissen (wie bei Anwälten) zur Verlagerbarkeit leisten. Nach den Ergebnissen sind Tätigkeiten im Produktionsbereich am ehesten verlagerbar, aber auch einige Dienstleistungsberufe wie Datenverarbeiter und Buchhalter.

Anschließend wurde die tatsächliche Nutzung der Internationalisierungspotenziale für diese Branchen abgeschätzt (Modul 2). Dabei ergab sich, dass die Verlagerbarkeit von Tätigkeiten und die tatsächlich vorgenommenen Auslagerungen durch Unternehmen oft nicht übereinstimmen. Die Auslagerungspotenziale werden also vielfach nicht ausgenutzt, was an Handelsbarrieren und anderen Hindernissen liegen kann.

Auf dieser Grundlage folgte eine Untersuchung der Auswirkungen der unterschiedlichen Handelbarkeit von Tätigkeiten auf Lohnstruktur und Beschäftigungsformen (Modul 3). Analysiert wurde beispielsweise die Frage, ob die Verlagerbarkeit von Tätigkeiten ein Risiko für die Beschäftigten darstellt. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass Beschäftigte, deren Tätigkeiten ins Ausland verlagert werden könnten, sogar etwas länger dauernde Beschäftigungsverhältnisse haben als andere Beschäftigte. Nur bei gering qualifizierten Arbeitnehmern führt eine höhere Verlagerbarkeit zu einer geringen Beschäftigungsstabilität.

Kooperationspartner:

  • Prof. Dr. Udo Kreickemeier (Universität Tübingen)
  • Prof. Dr. Wilhelm Kohler (Universität Tübingen/IAW)
  • Dipl.-Volkswirt Jens Wrona (Universität Tübingen)

Auftraggeber:

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projektteam:

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Bernhard Boockmann ( 07071 9896 20 // E-Mail )

Status:

2011 - 2014