Green Economy in Baden-Württemberg

Die Umweltwirtschaft bzw. Green Economy gilt als einer der Bereiche der Volkswirtschaft mit den größten Wachstumspotenzialen. Aus diesem Grunde wurde in dem vorliegenden Projekt die Struktur und Entwicklung der baden-württembergischen Umweltwirtschaft ausführlich untersucht, wobei als Datengrundlage das IAB-Betriebspanel Baden-Württemberg herangezogen wurde.

Die entsprechende Untersuchung zeigt, dass im Jahr 2012 9,6 % der baden-württembergischen Betriebe Waren und/oder Dienstleistungen für den Umweltschutz produziert oder angeboten haben. Dabei dominierte bei über einem Drittel der betreffenden Umweltschutzbetriebe der Bereich „Klimaschutz, Erneuerbare Energien und Energieeinsparung“. Beachtlich ist, dass im Produzierenden Gewerbe die Umweltschutzbetriebe nicht weniger als ein Sechstel (16,6 %) der Betriebe stellen, während der entsprechende Anteil im Dienstleistungssektor mit 7,3 % nicht einmal halb so hoch ist.

Die in Umweltschutzbetrieben Beschäftigten machen 15,8 % der baden-württembergischen Gesamtbeschäftigung aus.
Fokussiert man auf die „eigentlichen“ Umweltschutzbeschäftigten, also auf diejenigen Beschäftigten, die in Umweltschutzbetrieben speziell in der Umweltschutzsparte tätig sind, dann kommt man für Baden-Württemberg für das Jahr 2012 auf eine Zahl von 129.700 Umweltschutzbeschäftigten, was aufgrund bestimmter Datenlücken jedoch eine Unterschätzung impliziert. Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass mit dieser Betrachtung nicht die Zahl aller der durch Umweltschutz in Baden-Württem­berg entstandenen Arbeitsplätze erfasst wird, da letztere auch die außerhalb der Green Economy in anderen baden-württembergischen Wirtschaftsbereichen durch Umweltschutz indirekt generierte Beschäftigung mit einschließt – also die bei den Vorlieferanten der Umweltschutzwirtschaft geschaffenen Arbeitsplätze.

Untersucht man die charakteristischen Merkmale der baden-württembergi­schen Umweltschutzbetriebe, so zeigt sich, dass diese im Durchschnitt älter und in Bezug auf Umsatz und Beschäftigtenzahl größer sind als andere Betriebe; zudem gehören sie häufiger dem Produzierenden Gewerbe und weniger häufig dem Dienstleistungssektor an als die Gesamtheit aller baden-württembergischen Betriebe.

Betriebe der baden-württembergischen Green Economy sind überdurchschnittlich auslandsaktiv, wenn man als Maßstab die Exportbeteiligung und die Exportquote heranzieht. Darüber hinaus kommen die Umweltschutzbetriebe auf eine höhere Arbeitsproduktivität als andere Betriebe, was aber nicht notwendigerweise etwas mit ihrer Aktivität im Umweltschutzsegment zu tun haben muss; stattdessen könnte hier die Tatsache entscheidend sein, dass die Umweltschutzbetriebe überdurchschnittlich exportorientiert sind – denn exportierende Betriebe haben üblicherweise eine höhere Arbeitsproduktivität als nicht-exportierende Betriebe.

Die Betriebe der baden-württembergischen Umweltwirtschaft investierten zumindest in den letzten Jahren, bezogen auf die Beschäftigtenzahl, mehr in ihre Sachkapitalausstattung als andere Betriebe, was auf eine überdurchschnittlich kapitalintensive Produktion hindeutet. Gleichzeitig ist bei ihnen der Anteil der Produkt- und Prozessinnovationen hervorbringenden Betriebe größer als in der baden-württembergischen Gesamtwirtschaft. Beides könnte darauf zurückzuführen sein, dass Umweltschutzbetriebe eine überdurchschnittliche Betriebs­größe aufweisen. Entsprechen­des könnte auch mit ein Grund dafür sein, dass die Belegschaften der Umweltschutzbetriebe im Durchschnitt ein höheres Qualifikationsniveau haben als die Beschäftigten in anderen Betrieben. Gleichzeitig erwarten Umweltschutzbetriebe aber häufiger Schwierigkeiten, in ausreichender Zahl Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Dabei bleibt zu hoffen, dass sich für die Umweltwirtschaft mit ihren großen Wachstumspotenzialen dieser Aspekt nicht als Hemmschuh erweist.

  • Veröffentlichung:

Tobias Brändle / Raimund Krumm / Philipp Nikelski

Green Economy in Baden-Württemberg, IAW Kurzbericht 4/2013

Auftraggeber:

Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit

Ansprechpartner:

Dr. Raimund Krumm

Status:

2013 - 2013