Länderübergreifende mineralische Rohstoffströme in der Bodenseeregion

Mineralische Massenrohstoffe wie Sande, Kiese und verschiedene Festgesteine sind eine wichtige Grundlage aller Volkswirtschaften und sie haben vor allem im Rahmen des Hoch- und Tiefbaus eine elementare Bedeutung. Die Gewinnung heimischer Rohstoffe wird in der Öffentlichkeit zunehmend kritisch gesehen. In der Region Bodensee-Oberschwaben stehen der Kiesabbau sowie Kiesexporte nach Österreich und in die Schweiz seit einigen Jahren verstärkt in der öffentlichen Diskussion. Die Thematik wurde daher im Dezember 2018 durch das Land Baden-Württemberg in die Internationale Bodenseekonferenz (IBK) eingebracht. Die IBK-Kommission Umwelt und die Raumordnungskommission Bodensee stellten im Mai 2019 fest, dass nur eine unvollständige Übersicht über die länderübergreifenden mineralischen Rohstoffströme in der Internationalen Bodenseeregion vorliegt.

Vor diesem Hintergrund hat die vorliegende Studie die Transportströme mineralischer Rohstoffe und verarbeiteter Produkte wie Beton und Asphalt in der Internationalen Bodenseeregion untersucht. Ziel war es, durch eine Ist-Analyse die Transparenz zu länderübergreifenden Stoffströmen zu erhöhen, eine Grundlage zu schaffen, um Optimierungspotenziale für eine nachhaltige Rohstoffversorgung in der Bodenseeregion zu erkennen und zu einer Versachlichung der bestehenden Diskussionen um die Rohstoffsicherung und -gewinnung beizutragen.

Zentrale Datengrundlage ist eine standardisierte Unternehmensbefragung von insgesamt 131 Standorten der Rohstoffgewinnung und Rohstoffverarbeitung in der Untersuchungsregion, die in der ersten Jahreshälfte 2021 durchgeführt wurde. Trotz einer insgesamt hohen Teilnahmebereitschaft der befragten Unternehmen (Rücklaufquote insgesamt 39 %, in Baden-Württemberg 52 %) sind aufgrund regionaler Unterschiede die Ergebnisse nicht für alle Teilräume in gleicher Weise belastbar.

Die Erhebung umfasst unterschiedliche Fragestellungen zu den Produktions- und Wertschöpfungsprozessen der Rohstoffwirtschaft sowie zu den Absatzmengen, den Absatzwegen und den Absatzregionen. Die Studie kommt zu folgenden zentralen Ergebnissen:

  • In allen 15 Teilregionen der IBK gibt es Vorkommen mineralischer Rohstoffe, deren Abbau überall genehmigungspflichtig ist. Meist erfolgt eine raumplanerische Rohstoffsicherung, allerdings unterscheiden sich die Planungszeiträume sowie die Vorgehensweisen bei der Bedarfsplanung regional.
  • Feststellbar ist ein Exportüberschuss aus dem deutschen Teilgebiet nach Vorarlberg und in das Schweizer Teilgebiet. Nach der Unternehmensbefragung der Studie liegt die Exportquote des baden-württembergischen Teilgebietes bei etwa sechs Prozent.
  • Die ermittelten Transportweiten deuten auf eine überwiegend lokale bis regionale Verwendung der mineralischen Rohstoffe hin. Große Teile der Exporte erfolgen von Standorten, deren Entfernung zum nächstgelegenen internationalen Grenzübergang maximal 30 Straßen-Kilometer beträgt. Von der in Vorarlberg beim Abbau mineralischer Rohstoffe erhobenen Naturschutzabgabe geht – soweit erkennbar – keine Lenkungswirkung aus: Sie ist im Verhältnis zu den Rohstoff- und Transportpreisen relativ gering.

In Zukunft sollten sich Politik, Gesellschaft und Wirtschaft weiter intensiv mit der Frage befassen, wie die notwendige Versorgung der Gesellschaft mit mineralischen Rohstoffen noch besser mit den berechtigten Interessen der von Abbau und Transport Betroffenen und den Belangen des Umweltschutzes vereinbart werden kann.

Bericht

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Dr. Andreas Koch ( 07071 9896 12 // E-Mail )

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2020 - 2022