Die Absichten und Zielsetzungen, die der Gesetzgeber mit der Neuregelung des AÜG verfolgt hat, werden zwar von vielen Akteuren als grundsätzlich sinnvoll eingeschätzt, die einzelnen Regelungen und deren Durchführung werden jedoch insgesamt als komplex und nur eingeschränkt wirkungsvoll bewertet. Insbesondere in den beiden Kernbereichen der Reform, den Neuregelungen zur Überlassungshöchstdauer und zum Equal Pay, wird von vielen Seiten Nachbesserungsbedarf gesehen. Die relativ geringe Reichweite der Effekte und die oft nur kleine oder nicht nachweisbare Effektstärke, die sich in vielen Ergebnissen der Evaluation zeigen, sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass insgesamt nur eine begrenzte Anzahl von Personen und Betrieben von den Neuregelungen betroffen ist, weil die „Neuregelungen“ teils bereits seit Langem umgesetzt werden, und dass die Eingriffstiefe im Vergleich zum vorherigen Zustand insgesamt gering ist. Aus diesen Gründen halten sich die Effekte der Reform – seien es erwünschte oder unerwünschte – insgesamt in überschaubarem Rahmen.
Im vierten Quartal 2022 ist das baden-württembergische Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach dem aktuellen Nowcast des IAW und der Universität Hohenheim preis- und saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent zurückgegangen. Für das erste Quartal 2023 wird wieder ein leichtes Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent prognostiziert (siehe Abbildung). Damit verschlechtert sich die vorhergesagte konjunkturelle Lage gegenüber dem vorherigen Nowcast vom September 2022.
Abbildung: Veränderungsraten des BIP zum Vorquartal, 2021-2023
Abgewanderte ausländische Fachkräfte – verpasste Chancen für den deutschen Arbeitsmarkt?
› Arbeitsmarktpolitik› Migration und Integration
Zwischen den Jahren 2000 und 2020 sind über 18 Millionen Ausländer*innen nach Deutschland zugewandert, zugleich wurden über 13 Millionen Ausreisen von Ausländer*innen verzeichnet (jeweils ohne Fluchtmigration). Eine neue Studie des IAW und des SOKO-Instituts im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit zeigt, welche ausländischen Erwerbstätigen vermehrt abwandern, und analysiert die Gründe hierfür. Dazu wurden ca. 2.000 Abgewanderte aus zehn wichtigen Herkunftsländern der Fachkräftezuwanderung nach der Abwanderung über die sozialen Medien kontaktiert und anschließend mit einem Fragebogen befragt.
Sowohl die Netto- als auch die Bruttoausbildungsbetriebsquote nahmen im Land von 49 % auf 52 % bzw. von 27 % auf 29 % wieder zu, während der Anteil der Betriebe, die trotz vorhandener Ausbildungsberechtigung nicht ausbildeten, von rd. 27 % auf rd. 26 % leicht zurückging. In Deutschland und Westdeutschland lagen die Nettoausbildungsbetriebsquoten jedoch um vier Prozentpunkte höher und auch das nicht ausgeschöpfte betriebliche Ausbildungspotenzial war dort um jeweils rd. zwei Prozentpunkte geringer.
Im Ausbildungsjahr 2020/2021 blieben in Baden-Württemberg rd. 28 % der angebotenen betrieblichen Ausbildungsstellen unbesetzt; im Ausbildungsjahr 2019/2020 waren es noch rd. 23 %. Mit 72 % lag die Besetzungsquote im Land in etwa auf dem gleichen Niveau wie in Westdeutschland (73 %).
Bildung lohnt sich! Eine aktuelle Studie des IAW im Auftrag der IHK Stuttgart bestätigt, dass höhere Bildung zu höherem Lebenseinkommen führt und vor Arbeitslosigkeit schützt. Insbesondere Personen ohne Ausbildung werden früh abgehängt. Im Vergleich zwischen Berufsausbildung und Hochschulstudium zeigt sich, dass sich ein Hochschulstudium oft erst spät im Leben lohnt (ab 40 Jahren). Bildungsaufsteiger, also Personen, die nach einer Berufsausbildung noch studieren oder einen Meister oder Techniker draufsetzen, verdienen im Durchschnitt ähnlich viel wie Personen, die gleich nach der Schule studieren. Aufgrund der längeren Bildungsphasen müssen Akademiker ihr Lebenseinkommen in kürzerer Zeit verdienen. Daher sind Erwerbsunterbrechungen besonders negativ zu sehen und dies kann auch den Kinderwunsch beeinflussen.
Steigende Energiepreise und hohe Inflationsraten verschlechtern derzeit die längerfristigen wirtschaftlichen Aussichten. Nach dem aktuellen Nowcast des IAW und der Universität Hohenheim ist das baden-württembergische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2022 gegenüber dem zweiten Quartal ungefähr auf demselben Niveau verblieben. Für die Folgequartale wird ein schwach positives Wachstum prognostiziert. Der Eintritt in eine Rezession – ein Rückgang des BIP über zwei Quartale – wird für Baden-Württemberg vorerst nicht vorhergesagt. Allerdings steht dieses Ergebnis angesichts großer Unsicherheit über die geopolitische und weltwirtschaftliche Entwicklung auf Messers Schneide.
Abbildung 1: Veränderungsraten des BIP zum Vorquartal, 2020-2023